Kirchengeschichte von Villnöß

(1976, 1977 und 1978 in Fortsetzungen im Verkündblatt der Pfarre veröffentlicht)

Urkundlich bekannt ist das Villnösser Tal seit 1050 unter der Bezeichnung Valness und Volnes.

1058 soll in Villnöß ein Gotteshaus gestanden sein.

Bis zum Ende des 14. Jh. wurde das ganze Tal von der Pfarre Albeins aus versehen.

Am 15. Oktober 1394 kam die Stiftung einer „ewigen Sonntagsmesse" zustande und ein Kooperator von Albeins musste in Villnöss die Sonntagsmesse feiern.

Im Jahre 1400 weihte der Generalvikar von Brixen zwei Altäre zu St. Peter und eine Urkunde von 1404 bespricht die Abhaltung von Sonntagsmessen in den verschiedenen Kirchen von Villnöss.

Am 16. Oktober 1394 - zur Zeit, als Villnöss noch von Albeins betreut wurde - kam die Stiftung einer „ewigen Sonntagsmesse" für Villnöss zustande. Dafür mussten sich die Talbewohner verpflichten, jährlich 12 Mark zu zahlen. Diese Stiftung vermittelte unter anderem „Ritter Jörgen" zu Gufidaun und sein Richter Hans Stempflein. Dieser Richter verkaufte seine Güter zu „villnes" für die Stiftung der ewigen Sonntagsmesse. Auch die Stiftung eines Jahrtages von Diemut der Zitterin (Zinnerin) in der S. Jakobs Malgrei musste dazu beitragen.

1428 baten die Bewohner von Villnöss ihren Pfarrer Erhard Kanzler, Pfarrer von Albeins und Kanonikus in Brixen, mit Wohnsitz in Brixen, dass er

"einen seiner Gesellen bei ihnen ständig Wohnung nehmen lasse."

Deshalb sagt die Chronik von diesem Pfarrer:

"fundavit curatiam vallis nassicae 1428"

Seit 1428 also wohnte ein Kaplan des Pfarrers von Albeins in Villnöss zur Betreuung der 4 Malgreien. Wir dürfen annehmen, dass der Widum um diese Zeit gebaut wurde.

1428 kauft die Gemeinde nach Aussterben einer Kleinhäuslerfamilie das Haus und es wird Kuratensitz. (1840 / 63 besser ausgebaut)
Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Stiftungen gemacht zur Erhaltung des Seelsorgers, zur Instandhaltung der Kirchen und für hl. Ämter. Erwähnenswert ist die Stiftung eines Zinses des Ritters Oswald von Wolkenstein 1443. Vermöge dieser Stiftung soll am Gründonnerstag und Karfreitag allen, welche die Kommunion empfangen, Wein zur Reinigung des Mundes gleich dem Priester gereicht werden.

Im Jahr 1505 wurde Villnöss von der Pfarre Albeins getrennt und zur selbständigen, kirchlichen Gemeinde erhoben. Der erste Pfarrer von Villnöss, Balthasar Stubenrauch, wirkte von 1505 bis 1517. Er nennt sich „Pleban", wie auch die nächsten Seelsorger bis 1603.

Herr Rebensperger Augustin (1603 - 1606) nennt sich erstmals Kurat.

1517 bis 1563 wird kein Seelsorger genannt. Man muss annehmen, dass die Unruhen der Reformation durch Martin Luther auch in unserem Land Wellen geschlagen haben, und hier kein Pfarrer bestellt wurde. Im Visitationsbericht vom Jahre 1577 wird über manche Missstände geklagt, unter anderem, dass einige Bewohner offen oder heimlich der neuen Lehre (Protestantismus) zugetan seien.

Im Jahre 1585 wurden die kanonischen Bücher (Tauf- Ehe- und Totenbuch) begonnen, welche das Konzil von Trient vorgeschrieben hatte.

Im Jahr 1687 wurde das Frühmessbenefizium in Villnöss gegründet. Der jeweilige Frühmesser führte den Titel: "Kaplan der Bruderschaft Mutter voll der Gnaden" und hatte die ausdrücklich hervorgehobene Verpflichtung, auch Kooperatorendienste zu leisten.

Als erster Frühmesser wird Jakob Vischnaller genannt. Er war 1612 in Villnöss geboren und starb 1697.

Ein Stiftbrief vom 7. November 1725 berichtet von der Stiftung der Kooperatur Villnöss.

"Kurat Anton Martin Schenk hatte dem Bischof von Brixen die Gründe für die Errichtung der Kooperatur vorgebracht: Die Anwachsung der Bevölkerung, die weite Entlegung des Tales zu einem zweiten Priester, die Gefahr bei einreißenden Krankheiten den Sterbenden nicht beispringen zu können."

Auch zur Errichtung dieser Stiftung fand der Kurat „Guttäter" und es wurde das notwendige Geld zusammengebracht.

Eine zweite Kooperaturstelle stiftete Ignaz Mantinger, geboren 1749 in Villnöss, Doktor der freien Künste und der Weisheit, fürstbischöflicher Rat zu Konstanz und Brixen, Stiftsprobst von Innichen, mit einem Kapital von 4.500 Gulden.

Der zwölfte in der Reihe der Seelsorger von Villnöss, Christof Karl Schenk, Kurat hier 1738 bis 1748, dann Frühmesser in Villnöss 1749 - 1762, starb im Ruf der Heiligkeit und wurde auf seinen Wunsch in St. Magdalena begraben. Daselbst soll er oft halbe Nächte gebetet haben. Besonders erwähnenswert ist Kurat Christian Pramstrahler. Er war 1752 in Teis geboren und wirkte als Seelsorger in Villnöss 1794 - 1809. Ihm zur Seite stand 1794   1801 der überaus eifrige und tüchtige Kooperator Melchior Schwingshackl, der die Gemeinde zum Kichenbau ermutigte. So wurden 1794 die ersten Anstalten zum Kirchenbau getroffen und an der Stelle, wo seit 1058 schon eine Kirche stand, doch etwas mehr zur Linken, am Georgiustag 1795 mit dem Grundgraben begonnen; Am Peter und Paulstag 1795 wurde der Grundstein eingeweiht. Gemauert wurde in diesem Sommer nicht mehr, nur Steine, Holz, Kalk u.dgl. wurde herbeigeschafft.
1796 wurde der Bau fortgesetzt;
1797 kamen die Franzosen das erste Mal ins Tal, die Leute wurden verwirrt und taten nichts mehr.
Bald wurde es ruhiger und der Bau ging weiter, doch hatte man Unglück, denn die große Kuppel am Gewölbe ist zweimal heruntergefallen. Nachdem man alle drei Kuppeln nach anderem System neu und fest hergestellt hatte, wurde die Kirche 1798 vom Nordtiroler Josef Schöpf gemalt. Zu Schöpf vermerkt Matthias Ploner:

"Dortiger Zeit war H.Schöpf der berühmteste Freskomaler und wir alle wollten diesen haben (für die neue Kirche in St, Ulrich). Ich ging eigens nach Villnös, wo dieser die Kirche malte. Er sagte mir: hier in Villnös freut es mich nicht, denn es sind lauter Bauern, die von Kunst nichts verstehen: in Gröden aber gibt es Leute, die in der Welt herumgekommen und die gute Gemälde gesehen haben."

Im Jahre 1799 wurde die Kirche St. Peter fertig gestellt und nachdem sie für den vorläufigen Gebrauch benediziert worden war, wurde am 2. Sonntag im Oktober 1799 feierlicher Einzug gehalten.

"Am 13. Oktober wurde der Einzug in die neue Kirche gehalten. Wir dort musiciert.

berichtet der Lehrer und Organist von St. Ulrich Matthias Ploner."

Der Hochaltar wurde 1801 hergestellt. Das Hochaltarbild stellt die Himmelfahrt Mariens dar, dabei ist der Kirchenpatron, St. Petrus, besonders betont. Das Bild stammt vom Meraner Barockmaler Matthias Bußjäger, wurde 1705 gemalt und ist von der alten Kirche übernommen. Am 21. September 1801 wurde die Kirche von Bischof Lodron von Brixen feierlich geweiht zur Freude der ganzen Bevölkerung. Der spätere Kurat von Villnöss, Josef Köck (1818 - 1833) hat sich um die Einrichtung und Ausstattung der Kirche besonders verdient gemacht.

1819 wurden die Seitenaltäre aufgestellt. Die Altarbilder sind in Innsbruck von Josef Kirchebner gemalt worden, die 150 Gulden kosteten. Heute hängen die 2 Altarbilder in der Kirche von Pitzack, nachdem sie bei der Restaurierung der Kirche 1905 mit den Reliefs Herz Jesu und Maria mit dem Rosenkranz ausgetauscht worden sind.

Am Peter und Paulstag 1819 wurde das erste Mal die neue Monstranz gesehen.

Bis 1818 war Villnöss Anteil der Diözese Brixen. Mit Circumskriptions Bulle Pius VR. vom 2.5.1818 kam es zur Diözese Trient. Nachträgliche Proteste des Fürstbischofs sind erfolglos. Zu Lichtmess 1819 erfolgt die Übergabe.

Am 2. Mai 1818 wurde das Dekanat Klausen errichtet mit: Barbian, Feldthurns, Klausen, Lajen, Latzfons, Villanders, Expositur Teis mit 455 Seelen (1966: 410 Seelen), Pfarre Villnöß mit 1366 Seelen (1966: 1688 Seelen) und Waidbruck.

Bis 1836 war Villanders Sitz des Dekanats und erst von diesem Jahr ab Klausen. Außer Villanders mit Barbian und Kollmann, die seit jeher zu Trient zählten, gehörten alle übrigen Seelsorgestationen bis zur Neuordnung der Diözesangrenzen nach den napoleonischen Kriegen (1818) zum Bistum Brixen.

1897 wurde der neue Turm vollendet.

Am 1. Jänner 1900 starben die beiden Mädchen Michaeler Maria, Klinger und Obexer Notburga von Pineid, beide ? jährig, durch Herabfallen von Mauerstücken in der Kirche während des Hochamtes.

Seit 1903 heißt der Seelsorger „Pfarrer".

Die hohe Friedhofmauer wurde laut Inschrift auf derselben 1909 errichtet. In diesem Jahr wurde auch der alte Turm abgebrochen.

Am 15. 5. 1922 bitten die Dekane und Bürgermeister der zehn Dekanate des „deutschen Anteils" der Diözese Trient den heiligen Stuhl, an Brixen angeschlossen zu werden. Der Bischof von Brixen wird daraufhin vom hl. Stuhl zum Apostolischen Administrator dieser Gebiete bestimmt. Die Veröffentlichung und Durchführung dieser Verfügung unterblieb aber wegen staatlichen Einspruchs.

Am 8.8. 1964 werden sämtliche Pfarreien innerhalb Südtirols zur Diözese Bozen - Brixen in Ausführung der Konkordatsabmachungen zwischen dem Hl. Stuhl und Italien zusammengefasst. Eine große Umstellung folgte der Synode von Brixen 1972: Pfarrgemeinderäte wurden eingeführt, das Latein in der Kirche wurde durch die Muttersprache, viele lang gepflegte Riten und Bräuche wurden durch neue ersetzt.
1976 wird der alte Widum abgebrochen und ein Neubau errichtet.

 

Der Gemeindechronist
Alfons Leitner